WIR NEHMEN SCHMERZVOLL ABSCHIED VON 38 HUNDEN, DENEN WIR ETWAS VERSPROCHEN HATTEN – ES TUT UNS SO UNENDLICH LEID…

Alice
Alice
Stellina
Stellina
Alvin
Alvin
Nina
Nina
Bricola
Bricola

Als meine Kollegin mich bat, diesen Artikel zu schreiben, wollte ich erst sagen „Nein, kann ich nicht“. Ich habe mich Tage davor gedrückt, war wütend, habe geflucht und geweint. Dachte, es müsse doch einen Ausweg geben. Dann wurde mir klar, dass es keinen gibt. Und dass es all meinen Kolleginnen und Kollegen keinen Deut besser geht. Wir fühlen uns alle ohnmächtig, hilflos und sind emotional am Boden.

Bianchina
Bianchina
Monica
Monica
Queen
Queen
Nerina
Nerina
Lina
Lina

Was ist passiert? Um Euch das nahe zu bringen, müssen wir etwas ausholen: Wir haben seit geraumer Zeit eine Kooperation mit der Stadt Ozieri. Die Stadt beauftragt Hundefänger, um die „Straßen zu säubern“ und bringt, wie auch andere Gemeinden, die eingefangenen Hunde in ein bestimmtes Tierheim (Canile). Wir dürfen aufgrund der Kooperation auf diese (und nur diese) Hunde zugreifen. Das heißt, wir nehmen einen Teil der Insassen in die Vermittlung, machen sie sichtbar, erzählen ihre traurigen Geschichten und hoffen, dass sie ein Herz berühren, eine Familie finden. Und das ist auch geschehen! 69 Hunde konnten wir seit Bestehen der Kooperation dort herausholen. Wir können nicht alle aufführen, stellvertretend hier:

NERINA: Für sie suchten wir einen Hospizplatz, damit sie in Würde sterben kann. Alt, schwach, hochgradige akute Leishmaniose. Blutend und mit Maden in unzähligen Wunden holten wir sie da raus, schwitzten Blut und Wasser beim Transport nach Deutschland. Nerina fand keinen Hospizplatz… sondern ein Traumzuhause. Es geht ihr jetzt prima, sie ist der Augenstern ihrer Familie!


TINA: Sie vegetierte 7 Jahre in Gehege 59 mit qualvoller Otitis, bevor sie 2018 endlich auf eine Pflegestelle reisen konnte und dann eine Traumfamilie fand. Tina wurde Lara und eroberte alle Herzen im Sturm, holt die verlorenen Jahre nach.

DIK: 10 Jahre saß der lebenslustige Rüde dort fest; seinen ersten Baum und sein erstes Gras bestaunte er erst, nachdem ihn sehr liebe Menschen adoptieren und ihm die Welt zeigten. Heute ist er ein glücklicher Hund.


Wie in allen Canili und von uns unzählige Male beschrieben, gibt es auch in Pippolandia (Tierheim Ozieri) weder eine medizinische Versorgung noch eine Vermittlungsabsicht. Die Hunde werden zu 4-6 in winzigen, durchnummerierten Betonzellen eingepfercht und fristen ein erbärmliches Dasein bis zu ihrem Tod. Niemand schert sich um ihren Gesundheitszustand, ob ein Hund gemobbt wird, ob alle Wasser haben etc. Das Canile ist weit weg von HOPE; ein Transfer von ausreisenden Hunden bedeutet jedes Mal eine Fahrt von 2 mal 3 Stunden. Das haben wir gerne in Kauf genommen, weil jede Seele zählt.

Es gab eine einzige Person dort, die uns und vor allem den Hunden freundlich gesonnen war. Sie hat uns Informationen und Fotos geliefert, uns zu unseren Schützlingen gebracht, uns auf Krankheiten oder Missstände aufmerksam gemacht etc. Nun ist sie nicht mehr dort. Wir bekommen keinerlei Informationen mehr. Wir wissen nicht einmal, ob die Hunde, die wir in der Vermittlung haben, noch leben!

 

Scotty

Toffee

Braw

Nero

Melody


Die Tierheimbetreiber und deren Lobby haben uns nie dort gewollt. Hartnäckig wurde das seit langem bestehende Gerücht geschürt, dass „die Deutschen“ die Hunde nur dort herausholen, um sie hier an ein Versuchslabor zu verschachern. Leider will dieser Unsinn seit Jahren nicht sterben und manche Einheimischen schenken ihm Glauben. Wir wissen natürlich, dass Tierschutz auf Sardinien bzw. im Ausland nicht einfach ist. Daran haben wir uns längst gewöhnt und es braucht weit mehr, um uns zu stoppen.

Barbetta

Hermes Joe

Giovy

Lupin


Und tatsächlich wurden die Menschen, denen wir ein Dorn im Auge sind, dann sehr deutlich:

  • Man ließ uns, obwohl wir einen Termin zur Abholung von Hunden hatten, einfach 3 Stunden vor dem geschlossenen Tor bei 40 Grad Außentemperatur stehen. Man habe den Termin vergessen.
  • Die Erstellung/Umschreibung der nötigen Dokumente wurde bei nahezu jedem Transport mit Nachdruck behindert, so dass wir jedes Mal zittern mussten, ob der betreffende Hund tatsächlich reisen kann.
  • Man drehte die Ventile unserer Reifen etwas auf, während wir im Tierheim mit der Aufnahme von Hunden beschäftigt waren. Ein daraus folgender Platten auf der Autobahn bei 140 km/h ist alles andere als spaßig…
  • Man führte uns im Canile absichtlich in Gehege mit Hunden, die bissig sind. Um mal zu sehen, was passiert…
  • Man hetzte uns mit Lügen und Verleumdungen die Polizei auf den Hals, die uns unterwegs anhielt und stundenlang befragte, bevor man sich am Ende bei uns entschuldigte.
  • Die Autos von anderen Tierschützern wurden bereits in Brand gesteckt - als Warnung.

Zac

Elvis

Gigante

Brian

Vera P


Wir standen seit langem unter großem Druck und es war auch nicht ungefährlich, denn die Repressalien wurden massiver. Wir haben trotzdem weitergemacht. Wer einmal ein Canile von innen gesehen hat, weiß warum.

All denen, die die (dumme) Frage stellen, wieso man denn Hunde aus dem Ausland retten muss, wo doch die Tierheime hier auch voll sind, möchten wir einfach kommentarlos ein 60-Minuten-Rundgang in einem Canile schenken und werden dazu nichts weiter sagen.

Kiriku

Eren

Gigio

Kerito

Acido


Natürlich haben wir uns an die Stadt Ozieri gewandt und unsere Probleme vorgetragen, um Hilfe gebeten. Die Verantwortlichen haben – wie erwartet – jedoch nur die Schultern gezuckt und keine Lösung. Wir stehen mit dem Rücken an der Wand. Wir kommen nicht hinein ins Canile, bekommen keinerlei aktuelle Informationen zu unseren Schützlingen geschweige denn einen Hund und seine Papiere ausgehändigt. Finito.

Gianni

Bombolo

Gaki

Miguel


Natürlich sind beim gesamten Team die Emotionen übergekocht, keiner wollte das Unvermeidliche akzeptieren. Wir haben beratschlagt, diskutiert, überlegt. Wieder und wieder. Es gibt keine Lösung. Wir konnten das Versprechen, das wir den verbleibenden Hunden in Pippolandia gegeben haben, nämlich eine Familie für sie zu finden, nicht einlösen. Es schmerzt wie kaum etwas zuvor. Es sind so viele… Was uns bleibt, ist ein letzter Gruß an die, die wir zurücklassen müssen. Denn außer uns war dort niemand und es wird auch keinen anderen geben, der sich kümmert. Dafür hat man gesorgt.

Tex

Nerino

Gioia

Lucky


CIAO IHR LIEBEN SEELEN, VERZEIHT UNS. WIR WERDEN EUCH NIEMALS VERGESSEN:

Alice, Stellina, Nina, Bricola, Bianchina, Monica, Nerina, Lina, Vera P, Melody, Fulva, Queen, Giovy, Lupin, Hermes Joe, Barbetta, Scotty, Toffee, Braw, Nero, Miguel, Acido, Lucky, Alvin, Zac, Brian, Elvis, Gigante, Kerito, Gigio, Kiriku, Eren, Bombolo, Gaki, Gianni, Gioia, Tex und Nerino.