Meine Woche Tierschutzeinsatz auf Hope

 Hi, ich bin Claudi und möchte Euch mitnehmen auf einen ziemlich emotionalen Trip nach Sardinien, in unsere Rettungsstation Hope und Euch mal erzählen, was mit einem Aufenthalt dort verbunden ist.  Seit vielen Jahren schreibe ich für unsere Hunde Texte, Notfallaufrufe, den Newsletter etc. Wenn es brennt, fungieren mein Mann und ich mit unseren 2 sardischen Hunden auch als Notfallpflegestelle.  Naturgemäß landen damit viele Schicksale auf meinem Schreibtisch; ich arbeite täglich eng mit Karin zusammen. Durch die vielen Berichte und Bilder kenne ich auch Hope und alle seine Bewohner. So rein theoretisch. Aber ich wollte unbedingt selbst dorthin und endlich bot sich im Juli die Gelegenheit.  Ich bin innerlich vorbereitet auf leidende Hunde, gewappnet gegen Elend, das ich vermutlich sehen werde und freue mich wie ein Kleinkind. Tja, dachte ich… die Woche dort soll mich allerdings noch Demut lehren. Und einiges mehr.

 

Wir landen frühmorgens in Olbia, kaufen Lebensmittel und fahren dann sofort nach Hope. Mein Herz klopft, als ich vor dem großen Tor stehe. Endlich. Hope ist wunderschön. Ein Paradies eigentlich. Überall Olivenbäume und große Korkeichen, in denen tausende Grillen einen Heidenlärm machen. 

Da sind riesige Flächen mit verdorrtem Gras, weil die Sonne im Hochsommer unerbittlich brennt. Im Frühling ist alles grün. Nun ja, man kann nicht alles haben.
Das kleine Wohnhaus mit dem Wintergarten und dem angrenzenden Palmengarten liegt im vorderen Teil. Wir packen schnell aus, dann will ich „meine“ Hunde sehen. Hören kann ich sie schon die ganze Zeit: Vom Hundebereich weit hinten hört man sie jaulen, bellen und fiepen. Sie haben uns gehört.

 

Im Vorbeigehen sehe ich sofort den kleinen Friedhof. 10 Minuten hier und schon heule ich das erste Mal. Dort ruhen die kleinen Seelen, die einfach zu schwach waren…

Ich gehe an Carinos Gehege mit dem Sonnensegel vorbei und frohlocke innerlich, dass er nun in Deutschland rund um die Uhr von seiner Familie verwöhnt wird. Schon wieder nasse Augen.

Karin kommt mit dem Auto zum Hundebereich, weil wir 3 Hunde aus den Gehegen holen und sie in Transportboxen verladen müssen. Impftermin in der Klinik. Vorher biege ich noch schnell ab zur Quarantänestation. In einem Gehege sind 3 Maremmanowelpen, die nichts von mir wissen wollen und mich anknurren und ausmeckern. So jung und schon so typvoll. Sie müssen dringend in eine Familie, schießt es mir durch den Kopf. In dem zweiten Gehege ist alles vorbereitet für die U-Welpen, die wir von einer sardischen privaten Pflegestelle übernehmen, wenn wir in der Tierklinik sind.

 

Dann sind wir im Hundebereich, großes Gejohle und Getöse. Die Hopies heißen uns willkommen. Ich bleibe stehen und muss erst mal sacken lassen.

Die Gehege sind L-förmig angelegt. Der kurze Schenkel bekommt einen ganz kleinen Teil Schatten ab von der riesigen Korkeiche im Auslauf. Der große Rest ist der Sonne ausgeliefert. Es ist Mittag und mir läuft selbst im Schatten der Schweiß in Strömen.

Ich gehe andächtig an jedem Gehege vorbei. Hallo Coco, ciao Fulmine, hi Mogio, da ist ja Charlotta, hallo Nikita, guten Tag ihr süßen N-Babies und K-Welpen usw. usw.

Als ich einmal durch bin, fange ich schon an, den Feuerball am Himmel im Namen unserer Hunde zu hassen. Jedenfalls ein wenig. Und bete, dass die 15 schattenspendenden Bäume, um die wir per Spendenaufruf gebeten haben, schnell zusammenkommen.

 

Wir holen die 3 Hunde mit Impftermin aus den Gehegen, bringen sie zum Auto. Rein in die Boxen und los. Ist eine halbe Stunde Fahrt. Beim Tierarzt müssen wir die Hunde in den Boxen einzeln in die Klinik tragen, weil die direkt an der Hauptverkehrsstraße liegt. Zu gefährlich, unsere Mäuse kennen das ja alles nicht. Als alles erledigt ist, tragen wir sie genau so wieder in den Wagen und warten auf die sardischen Pflegestellen. Ahh, da kommen sie. Mit Vicky. Die andere mit den U-Welpen. Vicky wurde von einem Rudel Straßenhunde angegriffen. Die junge Hündin war selbst Streunerin und hatte Welpen. Alle wurden getötet bei dem Angriff. Vicky wurde bei der Verteidigung ihrer Babys so schwer verletzt, dass auch ihr Leben an einem seidenen Faden hing. Sie wurde von uns gerettet und privat untergebracht, bis ihre körperlichen Wunden verheilt waren. Vicky kommt heute mit uns nach Hope. Da das Auto mit 3 großen Transportboxen voll ist, nehme ich sie zu mir auf den Schoß. Sie legt sofort ihr Köpfchen an meine Schulter und klammert sich an mich. Ich bin geVickyied. Nur 2 Tränen.

 

Zurück auf Hope, alle wieder ausladen und die U-Welpen in die Quarantänestation bringen. Sie haben altersbedingt bisher nur die Parvo-Puppy Impfung und müssen dort bleiben bis zur 7fach Impfung. Alles andere wäre für sie zu gefährlich. Das wissen sie natürlich nicht und es macht mich fertig, dass die Zwerge ohne Mutter und Nestwärme ihre Kindheit verbringen. Vicky bleibt bei uns im Haus, da sie natürlich Panik hat vor Hunden.

 

Kurze Pause, dann kommt ein Freund, der mit seiner Familie seit langem auf Sardinien wohnt. Guy hilft uns viel und hat immer ein offenes Ohr. Wir holen die N-Welpen in den Garten am Haus – sie brauchen neue Fotos für die Homepage. Vicky lassen wir auch dort herumwuseln. Sie knüpft zaghaft Kontakte und mein Herz wird leicht.

 

Es dämmert und wir gehen ins Haus, bevor uns die Mücken fressen.

 

Vicky legt sich ganz schüchtern und platt wie eine Flunder auf die Fliesen. Unter meinen Stuhl. Motto: Ich bin nicht da, völlig unsichtbar. Nee, so geht das nicht. Die Klimaanlage läuft auf Hochtouren und deshalb locke ich sie mit ein paar Würstchen dort weg. Ich lege ein kühlendes Baumwollbett unter den Stuhl und sie darauf. Vicky friert ein, ist ganz steif. Nach einer Weile merkt sie aber, wie schön das ist und fortan ist dies ihre „Burg“. Sie folgt uns draußen auf Schritt und Tritt, bis zum Hundebereich. Dann macht sie kehrt und wartet künftig im Schatten auf unsere Rückkehr. Sobald wir ins Haus gehen, legt sie sich auf ihr Kissen und schläft sich gesund.

Als nächstes bieten wir ihr eine Kudde an. Mit der Decke. Die Würstchen überzeugen sie. Vicky zieht um in den Korb. Jedenfalls kurzfristig. Am dritten Tag denke ich: Wo ist der Hund?! und suche sie, etwas in Panik. Unbegründet, denn Vicky hat sich überlegt, dass mein Bett genau der richtige Platz ist, um sich auszuruhen. Ich liebe diese kleine Herzensbrecherin. Sie hat den Mut, sich von ihrem Trauma wieder nach oben ins Leben zu arbeiten.

 Abends und bis spät in die Nacht besprechen wir den nächsten Tag. Karin muss Unmengen an WhatsApp-Nachrichten, E-Mails und Telefonaten erledigen. Planen, organisieren und auch umorganisieren, weil sich zigmal etwas ändert. Ihr Telefon schellt eigentlich den ganzen Tag.

 

Die anderen Tage verlaufen ähnlich. Wir müssen oft in die Klinik, Hunde hinbringen, abholen, übernehmen. Einen halben Tag verbringen wir damit, den Hunden Wurmkuren zu verabreichen, ihnen Medikamente in die Ohren zu geben oder Parasitenprophylaxen zu verabreichen. Wir lassen immer ein oder zwei Gehegeteams in den Freilauf, erneuern das Wasser, sammeln im gesamten Freilauf die von der Sonne zu Stein gebackenen Kothaufen ein.

Damit entlasten wir unsere Claudia. Besonders die Fahrten zur Klinik inklusive das Tragen der Boxen samt Hund ist für zwei Personen schon aufwendig. Für Claudia alleine wäre das sehr krass, weil sie dann weniger Zeit für die anderen Hunde hätte.

Alle Hunde vergöttern Claudia. Sobald sie da ist und sie laufen lässt, um die Gehege zu reinigen, spielen sie im Freilauf, planschen in den Muscheln und lösen sich. Wenn sie sie ruft, kommen alle brav an, obwohl sie wissen, dass nun der langweilige Teil für die nächsten Stunden folgt. Sie hat bereits nach 1 Tag eine innige Beziehung zu jedem einzelnen Hund. Ein Engel auf 2 Beinen.

Heute gruselt es mich. Wir müssen ins berüchtigte Canile Europa, 2 Hunde abholen. Die beiden haben das unsagbare Glück, dort rauszukommen. Sie wurden adoptiert und werden auf Hope für die Ausreise im August vorbereitet. Wir sind vor dem Eingangstor des Canile verabredet. Niemand darf dort einfach so hinein. Fotos und filmen streng untersagt. Dort sind fast 900 Hunde untergebracht. Und es arbeiten ganze 3!! Leute dort, um sie zu versorgen. Ich denke, man braucht nicht viel Fantasie, um sich die Lebensumstände auszumalen. Auch hört man erschreckend wenig. Es ist viel zu still dort. Ich habe trotz 38 Grad im Schatten eine Gänsehaut.

Wir warten. Dann kommt ein Mitarbeiter mit dem Maremmanorüden Biancone, führt ihn an einem Strick bis zum Auto und bugsiert in grob in die Transportbox. Er sieht uns an. Ich verziehe keine Miene. Mein Schatten-Ich dagegen geht ihm an die Gurgel und macht, was man nicht schreiben darf.

 

Egal, Biancone hat es geschafft!! Der Rüde sieht furchtbar aus. Verfilzt, das Fell voller Urin und Kot, die Ohren hochgradig entzündet. Als der Mistkerl den nächsten Hund holen geht, flüstere ich Biancone zu, dass jetzt alles besser wird. Er leckt ganz zart über meinen Handrücken, als hätte er verstanden.

Der Typ kommt nun mit Rhianna, einer dackelgroßen Junghündin. Er trägt sie auf dem Arm. Vielleicht ist der Strick nicht lang genug. Dann öffnet er die Autobox und WIRFT die Maus hinein. Karin muss mich am Arm festhalten. Ich lasse mein Schatten-Ich wieder über den Mann richten. Wir erledigen den Papierkram und verlassen diesen grausamen Ort. 2 gerettete Seelen im Gepäck.

 

Zurück auf Hope, müssen wir Biancone erst einmal bürsten, entfilzen und baden. Das ist nicht so leicht wie es sich anhört. Wir lassen ihm erst mal ein wenig Zeit für sich im Garten vor dem Haus.

Biancone ist 6 Jahre alt und seit seinem 2. Lebensmonat!! in diesem Canile gewesen. Er hat keine Ahnung, was Gras oder Bäume sind, wie sich Freiheit anfühlt. Er steht da, in rührender Unschuld, schnuppert vorsichtig den Boden ab, hebt die Nase in den Wind. Wir wollen ihm das nicht nehmen.

Ich besorge Bürsten, Karin eine Wanne und Shampoo. Kamera, Würstchen – was man halt so braucht. Biancone lässt sich sehr geduldig 45 min entfilzen, während er ein paar Würstchen knabbert. Das shampoonieren und abduschen findet er nicht wirklich lustig und hüpft herum wie ein Lämmchen. Aber er ist immer lieb dabei. Dann darf er trocknen. Wir setzen uns zu ihm und sind einfach nur froh, dass er bei uns ist.

Die kleine Rhianna haben wir auch mit in den Garten genommen. Sie saust die ganze Zeit um Biancone und uns herum, freut sich ihres Lebens und ist einfach nur niedlich. Sie steckt voller Energie und ist kaum zu bremsen. Als wir sie für Fotos einsammeln wollen, läuft sie erst weg. Dann ergibt sie sich, wirft sich auf den Rücken und nässt sich ein. Wir sehen uns an. So ein Verhalten lässt vermuten, dass sie von ihrem vorherigen Besitzer geschlagen worden ist. Dem war sie nämlich zu quirlig und er hat sie einfach im Canile entsorgt. Wir sehen dieses Verhalten noch die ganze Woche. Rhianna ist ein absolut liebenswertes Minimäuschen, voller Tatendrang und Neugier. Nur wenn man sie auf den Arm nehmen oder einsammeln muss - Rückenlage, Pipi machen. Und gleichzeitig wackelt ihr kleines Schwänzchen in einer Tour beschwichtigend weiter. Ich fühle schon wieder diese tiefe Wut in meiner Brust aufsteigen. Auf all diese Widerlinge, die so etwas unschuldigen Tieren antun. Das ist zwar nicht hilfreich, aber manchmal brauche ich das. Hier ist die kleine Schnecke:

Am nächsten Tag müssen wir nach Pippolandia, etwa 150 km entfernt. Wir haben mit der Stadt Ozieri eine Kooperation. Und diese Stadt bewahrt in Pippolandia (neben 9-10 anderen Städten) ihre eingefangenen Hunde auf. Karin warnt mich, dass es hart wird. Aber wir sind dort, um 3 adoptierte Glückspilze nach Hope zu überführen. Und zwar Milu, Billy und Asso.

 

Und wir werden neue Hunde in die Vermittlung aufnehmen, damit auch sie eine Chance bekommen. Karin macht Bilder und Videos, ich schreibe alles auf. Gehegenummer, Chip, Alter, Geschlecht, Farbe etc. Bevor ich aus dem Auto steige, lege ich meinen Schalter im Kopf um. Es geht nicht anders.

Wir werden von Monica empfangen, der einzigen Person, die dort ein Freund für die 300 Insassen ist. Sie führt uns nacheinander zu allen Hunden, auf die wir zugreifen dürfen (Ozieri). Die Hunde sitzen in winzigen, durchnummerierten Betonverschlägen, zu 2. bis 4. Der Fäkaliengeruch ist ebenso unbeschreiblich wie der Lärm, weil die Hunde angesichts der Abwechselung völlig aus dem Häuschen sind. Sie springen fast 1.80 aus dem Stand an die Gitter. Es ist ein Unterfangen von mehreren Stunden, bis wir alle infrage kommenden Hunde gefilmt, geknipst und datentechnisch aufgenommen haben. Ich bin nach wie vor im Roboter-Modus, damit ich nicht losschreie.

Dann kommen Milu, Billy und Asso mit Monica zum Auto. Sie haben ihr Ticket in die Zukunft eingelöst! Wir machen uns auf den langen Rückweg. Nach 2,5 Stunden sind wir fast auf Hope. Da kommt ein Anruf, dass in 15 min ein Termin in der Tierklinik frei ist. Wir machen kehrt und nutzen das. Die Hunde haben zwar einen krausen Tag hinter sich, aber dann müssen wir sie nicht in 1-2 Tagen erneut durch die Gegend kutschieren und die Ohren können schon behandelt werden. In der Klinik dauert es ewig, obwohl wir einen Termin haben. Normal.

 

Die 3 Hunde sind groggy und wir sind es auch. Noch mal ins Auto schleppen, dann geht es nach Hause. Ich bin froh, wieder auf Hope zu sein. Wir bringen die drei Süßen in ihre neuen Gehege und lassen sie ausruhen, fressen und trinken.

Auf uns wartet allerdings schon die nächste Überraschung: Claudia kommt zu uns und sagt, dass es der jungen Maremma-Hündin Nomi heute nicht gut geht. Sie frisst nicht, liegt in der Hütte und hat Schmerzen. Wir sind sofort zu ihr und haben wieder die Tierklinik angesteuert. Mastitis, äußerst schmerzhaft. Nomi bekommt Antibiotika und Schmerzmittel. Wir nehmen die Maus auch mit ins Haus, um sie besser im Auge zu haben. Vicky freut sich über Gesellschaft und die beiden Mädchen werden schnell Freundinnen und sind zusammen unterwegs.

 

Nun müssen wir uns was ausdenken. Eigentlich ist Sonntag der Rückflug angedacht. Wir sind uns aber einig, dass wir die beiden Mädels auf keinen Fall hier lassen können. Also rufen wir unsere Männer an und anschließend das Reisebüro, um den Flug zu stornieren und einen anderen zu finden. Mit 2 Flugboxen. Das war nervenaufreibend, weil es nur ganz wenige Boxen gibt. Wir bekamen 2 Stück für den kommenden Mittwoch. Passt. So haben wir unfreiwillig 3 Tage dazugewonnen, um Videos und neue Fotos zu machen. Und unser Projekt „Bettlaken als provisorischer Sonnenschutz“ steht auch noch an. Plus ein Termin mit unserem Tierarzt und noch 10-20 Dinge.

Als nächstes gehen wir die Bettlaken an. Die Sonne wusste das anscheinend und brutzelte noch ein wenig mehr als in den Tagen davor. Blödes Ding. Es war – zumindest für mich – mörderisch. LSF 50, Sonnenbrille, Kappe, 2 Liter Wasser pro Stunde. Bislang klappte das ganz gut. Aber diesmal musste ich nach der Hälfte der Gehege passen und wir erledigten den Rest abends. Die Laken müssen mit zig Kabelstrapsen an den Gehegen befestigt werden. Einer steht außen und wird ganz gebraten, der andere drinnen, mit hoher Wahrscheinlichkeit in Hundekacke und wird dafür nur obenrum geröstet. Die Welpen springen an einem hoch und knabbern die Beine an. Spaßfaktor also trotz allem. Und es musste sein. Solange die schattenspendenden Bäume nicht da sind, müssen wir unsere Hunde auf diese Weise abschirmen. Und sie haben es dankbar angenommen. Tataaaa!

Nachmittags kam dann eine große Futterlieferung. 70 Sack a 15 kg. Wir haben zusammen mit Claudia und dem Lieferanten alles im Futterraum bis an die Decke gestapelt und zuvor die älteren Futtersäcke umgestellt, damit diese dann obenauf kommen und als erste verwendet werden. Da kam selbst unsere Claudia ins schwitzen. Aber sie lacht und strahlt die ganze Zeit, weil es doch für ihre Kinder ist.

 

Nach so einem Tag sehnt man sich natürlich abends nach einer Dusche. Wir schlappten zum Haus, erledigten Telefonate etc. Die Katzen und Schildkröten waren versorgt, Vicky und Nomi waren satt und zufrieden. Völlig in Gedanken stellte ich den Boiler an. Leider ohne vorher die Klimaanlage auszumachen. Bummmm. Dunkel. Kein Licht, kein Wasser. Hauptsicherung rausgeflogen. Na prima, das hebt die Stimmung.

Karin hatte in weiser Voraussicht eine 500 Watt Bauleuchte besorgt und so machten wir uns in rabenschwarzer Nacht auf den Weg, um die Sicherung wieder zu aktivieren. Der Kasten befindet sich so 500 Meter vom Haus, an der Straße. Romantisch ;-)

Zucchero
Zucchero

 Am letzten Tag kamen noch einmal Videos und Fotos auf die to do Liste.

Bei meinen täglichen Aufenthalten im Hundebereich lernte ich unsere Schützlinge gut kennen. Ich merkte, dass ich sie trotz detaillierter Kenntnisse ihrer Geschichten vorher eigentlich gar nicht verstanden habe. Und allein deshalb war der Aufenthalt auf Hope so kostbar.

 

Da ist der kleine Zucchero. Klar kannte ich ihn. Aber nun weiß ich, dass er einen Lagerkoller entwickelt hat. Er springt die ganze Zeit im Halbkreis an sein Gitter, wie gehetzt, nimmt kein Leckerchen und jiept die ganze Zeit. Er braucht eine PS oder ein Zuhause, um zur Ruhe zu kommen.

Die 3 X-Welpen sind scheu. Einer sogar sehr scheu. Er drückt sich auf den Boden seiner Hütte und liegt dort wie festgetackert, wenn man im Gehege ist. Die 3 brauchen sehr dringend Kontakt zu uns Menschen.

Mogio
Mogio

Da ist der traurige sensible Mogio. Durch seinen Hautpilz ist er noch einsamer als zuvor, weil er noch keinen Kontakt zu den anderen haben darf. Er bricht mir das Herz.

 


Ramon und Claudia
Ramon und Claudia

Da ist Ramon, ein toller, lieber, hübscher Junghund. Freundlich und verträglich mit allen, ein Sozialarbeiter! Warum sitzt er immer noch in einem Zwinger statt in einem Körbchen? Ich verstehe die Welt nicht mehr. Würde ihn am liebsten selbst zu mir nehmen. Aber meine Rüden würden das wohl nicht gut finden

 

Biancone
Biancone

Biancone freut sich jedes Mal, wenn ich vorbeikomme. Er muss nur noch bis Mitte August warten, dann reist er nach Deutschland und wird schon sehnsüchtig erwartet. Das habe ich ihm jeden Tag erzählt und ihm immer heimlich ein bis zwei Würstchen zugesteckt. Ich glaube, ihn nach dem Badenachmittag im Garten wieder in einem Zwinger zu sehen, bereitet mir mehr Probleme als ihm.


Carlotta M
Carlotta M

Da ist Charlotta, eine energetische Junghündin, die nach einem Familienleben nun in einem Betongehege sitzt und die Welt nicht mehr versteht. Sie spielt aus Verdruss mit ihrem Futternapf Fußball und schleudert das Ding laut scheppernd durch die Gegend.

 

Jason und Nelson
Jason und Nelson

Da sind Jason und Nelson, unsere Langzeit-Bewohner. Sehr scheu und eine Herausforderung. Ich setze mich unter den Baum im Freilauf und beobachte alle.

 


Bei den N-Welpen ist ständig große Unruhe. Wir werden die Gruppe auflockern und einen Welpen zu Ramon setzen. Der hat keinen Kumpel, seit Nomi aus gesundheitlichen Gründen bei uns im Haus ist.

Wir filmen, erzählen auf den Videos die Geschichten unserer Sorgenkinder. Und zwar 6-7 Mal hintereinander. Weil man sich verhaspelt, der betreffende Hund sich hinsetzt, um einen Haufen zu machen oder das Gebell so laut ist, dass man sein eigenes Wort nicht versteht

 Irgendwann, nach 4 Stunden, haben wir alle Filmchen und Fotos im Kasten.

 

Alles, jeder einzelne Job, hat mir Freude gemacht. Aber alles ist mühselig, weil man oft mit widrigen Umständen zu kämpfen hat. Nö, nichts ist so easy oder komfortabel wie in Deutschland. „Mal eben 4 Hunde impfen und chippen lassen“ kann ein mehrstündiges Unterfangen sein.

 

Man schafft es nie, wirklich nie, seine geplante Liste abzuarbeiten. Das Leben grätscht immer rein und man improvisiert.

 

Aber Hope ist die kleine, temporäre Welt unserer Schützlinge. Und die Aufgabenstellung ist, es ihnen so angenehm wie möglich zu machen, bis sie endlich kommen dürfen. Sei es in ein Zuhause oder in eine Pflegefamilie.

 

Das geht aber nur von 2 Seiten: Die eine Seite macht alles, was auf Sardinien möglich ist. Die andere Seite sind die PS und Adoptanten.

 

Hope hat 18 Gehege und 2 Quarantäneboxen. Wir nehmen Notfälle auf. Hunde, die aus unserem Kooperationstierheim Pippolandia adoptiert werden, bringen wir bis zur Ausreise ebenfalls auf Hope unter. Aber irgendwann sind wir voll. Dann kommt der Punkt, wo man schlicht „nein“ sagen muss zu einer Neuaufnahme. Und das wollen wir nicht.

 

Was, wenn es eine Vicky, ein Carino oder eine kleine Rhianna sind, die dringend Hilfe brauchen?? Die bange Frage quält uns jeden Tag.

 

Die meisten von Euch kennen die dramatischen Geschichten, die unsere Ex-Hopies hinter sich haben. Was, wenn wir damals hätten ablehnen müssen? Dann wären all diese wunderbaren Hunde vermutlich tot.

 

Deshalb brauchen wir unbedingt auch einen Abfluss der Hunde. Sprich Pflegestellen!! Das ist der wichtigste Job überhaupt!

 

Wir brauchen Platz, denn der nächste Notfall kommt garantiert. Und wir möchten dann ja sagen können. Alle Hunde, die derzeit auf privaten sardischen Pflegestellen sitzen (weil wir mittlerweile ein kleines Netzwerk aufgebaut haben), werden irgendwann nach Hope umziehen müssen. Sobald ein Gehegeplatz frei ist. Ansonsten bricht alles zusammen.

 

Die sardischen Pflegestellen können jedoch z.B. keine zum Sterben weggeworfenen Welpen mehr aufnehmen, wenn noch die anderen Welpen dort sitzen. Diese Welpen bekommen keinen Platz auf Hope, wenn es keine Pflegestellen in Deutschland für die derzeitigen Bewohner gibt. Es ist ein Dominoeffekt.

 

Leute, gebt Euch einen Ruck! Es ist doch nichts Lebenslängliches. Es geht lediglich darum, so einer armen Seele für einen kleinen Teil ihres Weges die Hand zu reichen und einen Start zu ermöglichen.

 

Ist gut fürs Karma.

 

Vielleicht möchtet Ihr mal einige Tage auf Hope helfen, wenn jemand von uns da ist? Ich kann das sehr empfehlen. Ihr kommt anders zurück als ihr hingeflogen seid. Im Herzen steinreich. Und wach.

Es passiert einfach sehr viel. Da sitzt man abends nach 1o-11 Stunden Arbeit beim Essen und das Telefon schellt. Es wird eine Geschichte an uns herangetragen. Nur als Beispiel: Da hat eine Schäferhündin bei ihrem Halter ein Huhn getötet. Nicht schön, nein. Aber der Mann fand es legitim, die Hündin dafür brutal fast tot zu schlagen. Er schaufelte ein Loch und verscharrte sie. Die Hündin war aber nicht tot, die Erde bewegte sich. Das wurde Gott sei Dank bemerkt. Man buddelte sie aus und brachte sie in die Klinik und von dort aus auf eine private Stelle in Sicherheit. Horror? Nein, Alltag.

Sardinien ist kein guter Ort für Hunde. Mein Schatten-Ich hat inzwischen sehr viele Leute auf dem Gewissen. Die Hündin hat übrigens mittlerweile eine Familie gefunden.

 

Aber es gibt auch andere Anrufe. Die Adoptantin eines früheren Pflegehundes meldet sich bei mir und fragt, wie es geht und ob sie was tun kann. Ich erzähle, dass wir dringend Schatten brauchen. Am nächsten Morgen ist die Spende für einen Baum bei uns eingegangen. Ich heule mal wieder.

 

Also nein, ich war nicht vorbereitet. Alles hat mich getroffen wie ein Keulenschlag. Aber ich habe auch Hoffnung gesehen. Glückliches Aufblitzen in vielen Hundeaugen. Sie wissen, dass wir ihnen helfen wollen. Und sie müssen auf uns zählen können. Jeden einzelnen Tag.

 

Hope lohnt sich unbedingt und braucht Euch alle!