Dem Glück von der Schüppe gesprungen…

…sind sowohl Antonia als auch Gabor. Es ist eine sehr bittere Pille, liegt jedoch weder an uns noch am Canile. Diesmal sind es zum einen die Krankheiten selbst, die den beiden ihr Glück verwehren; zum anderen spielt ein zeitmäßig unglücklicher Informationsfluss eine Rolle:

 

Antonia ist an Leishmaniose erkrankt, aber die Seniorin hatte das Glück, trotzdem ein Plätzchen in Deutschland zu finden und sollte im März ausreisen. Heute erhielten wir die Nachricht, dass durch die Leishmaniose ihre Nieren bereits schwer in Mitleidenschaft gezogen sind. Antonia befindet sich in einem akuten Nierenversagen und es ist völlig unklar, ob die kleine Maus dies überlebt. An eine Ausreise ist deshalb nicht zu denken. Wir sind in Gedanken bei Antonia, die seit ihrer Welpenzeit dort eingesperrt ist und verbittert darüber, dass sie es nun nicht in die Freiheit schafft.

 

Auch Gabor, der blutjunge Epileptiker, hat bereits Menschen gefunden, die sich mit Haut und Haar auf ihn eingelassen haben und sich auf ihn freuen – besonders die Kinder! Die Familie hat bereits eine Epileptikerin als Ersthündin und kennt sich mit der Krankheit aus.

Heute hat die Leiterin des Canile uns mitgeteilt, dass Gabor nicht reisefähig ist: Er ist so stressanfällig, dass bereits das Gebell im Hundebereich zu Cluster-Anfällen führt, aus denen er kaum herauskommt. Deshalb wurde Gabor bereits im Büro untergebracht, wo es deutlich ruhiger ist. Aktuell versucht man, ihn auf neue Medikamente einzustellen, weil seine Anfälle einfach zu heftig und häufig sind.

Eine Reise im Transporter mit vielen anderen Hunden, die natürlich auch bellen und wo es auch mal unruhig ist, würde er nach Ansicht der Canile-Leitung nicht überleben. Wir hatten die traurige Aufgabe, dies Gabors künftiger Familie mitzuteilen. Die Kinder sind untröstlich und weinen viel. Es tut uns sehr leid, weil man gerade Kindern so etwas natürlich nicht zumuten möchte.

Aber es ist auch leider so, dass man Gabor auf keinen Fall wissentlich in den Tod schicken kann. Auch unserem Transporteur wäre nicht zuzumuten, einen Hund zu transportieren, der Cluster-Anfälle erleiden könnte, die man unterwegs nicht behandeln kann. Und letztendlich möchten wir auch nicht Gabors Familie bei Ankunft statt des neuen Familienmitglieds einen toten Hund übergeben müssen.

 

Wir sind alle sehr traurig, denn für Antonia und Gabor ist es vermutlich ihre einzige, große Chance gewesen. Unglücklicherweise haben uns die Informationen über den Ernst der Lage viel zu spät erreicht. Das können wir jedoch nicht ändern, der Hintergrund ist folgender:

Die Mitarbeiter im Canile versorgen uns auf Wunsch mit Fotos und Videos. Gelegentlich tragen sie auch Hunde an uns heran, die ihnen besonders am Herzen liegen. Aber sie kennen weder das Stadium einer Erkrankung noch entscheiden sie, ob ein Hund reisefähig ist. Dass die Canile-Leitung bei Gabor ein Veto eingelegt hat, hat einen beschützenden Charakter, auch wenn wir alle kaum damit leben können.

Schweren Herzens haben wir Antonia und Gabor aus unserer Vermittlung nehmen müssen.