Neeriiiiiinaaaaaa – dieser Ruf geht jetzt durch Urmitz

Nerina im neuen Zuhause

Nerina auf Sardinien

und an dieser Stelle hat der geneigte Leser möglicherweise ein Fragezeichen 😊

Des Rätsels Lösung: seit dem 29.9.2018 ist unser großes Sorgenfell Nerina in Urmitz bei Koblenz zuhause. Unsere Omi hat es geschafft und wir haben viel Nerven gelassen und waren nicht sicher, ob sie die Reise überhaupt antreten kann. Viele Gebete wurden gesprochen, viele Kerzen angezündet und unzählige Daumen waren gedrückt für die Maus.

 

Als wir Nerina aus dem Tierheimdasein befreien durften, offenbarte sich der katastrophale Gesundheitszustand schlagartig. Mit dem Wissen, dass wir den Hund übernehmen, hatte man sich vermutlich erst recht nicht mehr um das kranke Tier gekümmert. Sie hatte am ganzen Körper offene Wunden und in diese Wunden hatten die Fliegen ihre Eier abgelegt. Aus diesen Eiern entstehen Maden und sie fressen nicht nur in den Wunden, sondern dringen auch in tiefere Regionen des Körpers ein. Mehr Horror geht nicht!

 

Sie wurde sofort entsprechend behandelt. Ein weiteres Risiko bei der akut existierenden Leishmaniose. Nerina stellte das Fressen ein und nur der unermüdlichen Beharrlichkeit unserer sardischen Kollegin ist es zu verdanken, dass Nerina nach einigen Tagen den italienischen Kochschinken annahm und nach einer weiteren gefühlten Ewigkeit ein spezielles Trockenfutter favorisierte. Nerina durfte auf Hope im Wohnhaus wohnen …mit ihren Wunden konnten wir sie nicht wieder den Fliegen im Feld aussetzen.

 

Was sich hier so einfach anhört, war für alle Beteiligten eine emotionale Achterbahnfahrt. Letztere war noch nicht überstanden, denn nur einige Tage vor der Ausreise, entdeckten die Kolleginnen, dass Nerina mit dem Kot auch frisches Blut absetzte. Also wieder in die Tierklinik und wieder gab es einen Medikamenten-Cocktail, der es in sich hatte. Wieder wollte sie nicht fressen! wieder wurde sie häppchenweise von Hand gefüttert, es wurde für sie gekocht: Pasta mit Hackfleisch!

 

Nerina ist eine unglaubliche Kämpferin - solange hatte sie das Tierheim überlebt

und jetzt im Zieleinlauf hat sie erst recht nicht aufgegeben.

Natürlich wussten wir alle, dass die Reise eine weitere Herausforderung bedeutet.

Der Stress und die Strapazen sind für einen Leishmaniose -Hund eine große Belastung…sorgfältig wurde sie in den Transporter gesetzt und unsere sardische Kollegin war in Tränen aufgelöst, als Nerina abreiste…würde sie das schaffen???

Die Maus hat alles so großartig überstanden und ist so freudig in ihr neues zuhause eingezogen. Offen für alles liebt sie es im Mittelpunkt zu stehen und sich verwöhnen zu lassen. Sie ist fröhlich, sie frisst, sie kuschelt so gerne, nimmt brav ihre Medikamente, ist völlig unkompliziert.

Nach all den leidvollen Jahren ist sie nun auf der Sonnenseite des Lebens. Sie wird geliebt und ihre wunderbare Familie trägt sie auf Händen. Sie hat Hundefreunde und demnächst geht es noch in den Urlaub.

Natürlich wünschen wir uns jetzt, dass sie noch recht lange so glücklich sein darf. Sie hat gekämpft und viele Menschen haben für sie gekämpft – aber Leishmaniose kann auch tückisch sein. Dennoch soll die Freude nicht getrübt werden. Die Hunde leben im Jetzt und im Heute… so auch Nerina.

Unser großer Dank geht an Ute und Martin, die Nerina ohne „Wenn und Aber“ adoptiert haben und alles-aber wirklich ALLES – für sie tun und geben und für die, dieses Engagement so selbstverständlich ist. Es gab niemals einen Zweifel.

Wir danken aber auch vielen weiteren Unterstützern, die uns mit Spenden und ihrer Anteilnahme geholfen haben. Es ist so wichtig für uns und unsere Arbeit.

Nerina - Mädchen: wir wünschen dir von dieser Stelle ein spannendes und fröhliches Leben. Genieße jeden Tag! Es ist dein Leben im Glück!

Wie anfangs eingeleitet: seit dem 29.9. heißt es in Urmitz nur noch: NEEERIIINAAA

 

lesen Sie hier Nerina's Geschichte:

 

Nerina J sucht einen Platz, um in Würde zu sterben

Es fällt uns sehr, sehr schwer, die Kategorie „Hospizplatz gesucht“ zu reaktivieren. Zuletzt war sie für Carino geschaltet. Und der erfreut sich inmitten seiner Familie nun seines Lebens und ist weit davon entfernt, über die Regenbogenbrücke zu gehen. Wunder geschehen! Und darauf hoffen wir auch für die bezaubernde Hunde-Oma Nerina J.

 

Wir besuchten kürzlich unser Partnertierheim, das für die Stadt Ozieri Hunde aufnimmt. Wir haben dort einen Kooperationsvertrag und nehmen regelmäßig neue Hunde in die Vermittlung auf, um sie sichtbar zu machen. Um ihnen eine Chance auf eine Zukunft zu geben.

Als wir vor dem klitzekleinen Betonbunker von Nerina standen, wurde uns flau im Magen. Kloß im Hals. Tränen abgewischt und Fotos gemacht. Ja, bitte erschrecken! Das ist die bittere Realität für sehr viele Hunde. Auch für Nerina J. Wir wissen nicht einmal, warum sie solch einen Namenszusatz hat und werden sie schlicht Nerina nennen.

Nerina ist etwa 12 Jahre alt und hat 10!! Jahre in diesem winzigen Gehege verbracht. Allein das ist mehr, als man gedanklich ertragen kann. Die Hündin ist schwer von Leishmaniose gezeichnet, hat einen deformiertes Gelenk, ist klapperdürr und etwas scheu. Wer will es ihr verdenken – niemand hat sich jemals für sie persönlich interessiert. Sie wurde fast ihr ganzes Leben nur verwaltet, indem man für Futter und Wasser sorgt und das Gehege ausspritzt.

 

Leishmaniose ist eine Krankheit, die man durchaus mit verschiedenen Medikamenten behandeln kann, um dem erkrankten Hund Lebensqualität und Lebenszeit zu schenken. Leider ist das in den meisten Tierheimen auf Sardinien nicht der Fall. Nerina wird offensichtlich nicht behandelt. In Deutschland könnte man sehr viel mehr für sie tun!

 

Wir könnten wegsehen und sagen „Es ist zu spät, da kann man nichts mehr machen“. Aber das werden wir nicht, weil gerade diese vergessenen, geschundenen Seelen uns brauchen.

Nerina hat ihr fast ihr ganzes Leben vergeudet auf 8 qm Beton. Nun ist sie alt, krank und wartet darauf, dass ihr Leiden endet. Hoffnungslos.

 

Und genau jetzt kommen wir alle ins Spiel. Wäre es nicht großartig, dieser alten Hundedame zu zeigen, dass die Welt aus mehr besteht als Betonwänden, Tristesse und Schmerzen?! Wir wünschen uns für Nerina, dass sie wenigstens ein einziges Mal erfährt, wie es sich anfühlt, gestreichelt und liebkost zu werden. In einem Korb zu liegen. Sich im Gras zu wälzen. Etwas anderes zu riechen als Urin und Kot. Nerina braucht keine Spaziergänge oder ein Bespaßungsprogramm. Liebe, Zuwendung, gutes Futter, ein weiches Schlafplätzchen und ein Garten, wo sie ein wenig herumschlendern kann, wären für sie das El Dorado. Und selbst wenn es nur wenige Wochen oder Monate sind, die sie noch hat….dann hätte sie wenigstens nicht ganz umsonst gelebt in einer Welt, die nur Leid für sie übrig hatte.

 

Jedes Lebewesen hat ein Recht auf Würde. Selbst darauf, in Würde zu sterben. Nerina hat nichts davon!!

Uns ist klar, dass dies sehr viel Größe und Zivilcourage erfordert. Wir werden den Menschen, die Nerina dieses winzige Quäntchen Glück ermöglichen, mit Rat und Tat zur Seite stehen, auch und vor allem in medizinischen Fragen. Und wer weiß….? Vielleicht überrascht uns diese vergessene Seele und bleibt noch ein wenig länger, weil es ihr zum ersten Mal im Leben gut gehen würde.