Sisinia ist wieder da!

Unser „Sonntags-Tatort“ war ein Krimi der anderen Art und an Spannung und Dramatik nicht zu überbieten und: mit glücklichem Ausgang!

 

Kurze Zeit nach ihrer Ankunft in ihrer neuen Familie schaffte die Hündin etwas Unvorstellbares: sie fand eine Lücke im ziegelgedeckten Dach des historischen Bauernhauses der Familie und nutzte diese Gelegenheit um auszureißen. Vom Dach sprang sie in einen Buchsbaumstrauch und ehe ihre neuen Menschen es realisieren konnten rannte sie auf und davon. Das geschah am 9.6.

 

Ihre neue Familie, ihre ehemalige Pflegestelle und wir vom Verein waren geschockt. Damit konnte niemand rechnen. Wir haben einen solchen Fluchtweg zuvor noch nie erlebt und die Familie mit 30 Jahren Hundeerfahrung auch noch nicht. Noch schlimmer: Sisinia ist eine eher scheue und ängstliche Hündin und hatte natürlich noch überhaupt keine Bindung an die neuen Menschen und die neue Umgebung. Sie war verloren. Die einzige Bindung bestand zu ihrer Pflegestelle wo sie über 1 Jahr zuhause gewesen war. Nur ihrer Pflegemama würde sie vertrauen und nur zu ihr würde sie zurückkehren. Aber wo war die Hündin überhaupt? Wo und wie sollte man suchen? Rundherum Felder und Wiesen und Wald. Das Waldgebiet um den Stemwederberg ist 7 km lang und 3 km breit: man könnte eine Elefantenherde dort verstecken und würde sie nicht finden. Es war essentiell wichtig Sichtungen über die Hündin zu erhalten. Mit unglaublichem Elan und System baute die Familie ein Netzwerk an Helfern auf. Es wurden über 800 Flugblätter gedruckt und verteilt! Jeder Mensch und jede Institution (Polizei, Landwirte, Förster, Feuerwehr, Taxifahrer-und Lieferanten)war über Sisinia informiert. Nachbarn, Freunde und Bekannte hielten Ausschau nach der auffälligen Hündin. Eine eigene Facebook Gruppe wurde gegründet. Die „Hundehilfe NiNo“ kam dazu. Futterstellen einrichten, Wildkamera, Lebendfalle: alle Möglichkeiten wurden diskutiert und situationsabhängig umgesetzt.

 

Parallel suchte Sisinias Pflegestelle (mit einer Anfahrt von 350km) nach dem Hund. Übernachtungen am Waldrand im Auto oder Zelt inclusive. Nach einer Woche ohne greifbaren Erfolg lagen bei Allen die Nerven und Emotionen blank und es gab auch Diskussionen, ob denn alles richtig sei, so wie man es tue...

 

Am Sonntag trafen wir (6 Kollegen von saving-dogs) uns vor Ort und beschlossen mit der Familie den Stemwederberg intensiver zu durchsuchen. Es gab tatsächlich zwischenzeitlich auch 4 Sichtungen der Hündin, aber niemals würde sie sich von fremden Menschen „einfangen lassen“. Jede Ansprache und jede Annäherung an die Hündin durch Fremde würde sie wieder in den Fluchtmodus versetzen. Eine äußerst sensible Situation. Unsere Wanderung rund um den Stemwederberg war frustrierend. Es war so aussichtslos. Am Mittag erfuhren wir dann durch eine Wandergruppe von einer Sichtung der Hündin am entgegengesetzten Ende unserer Suche. Noch mehr Frust kam auf. Dennoch beschlossen wir nach der Mittagspause dorthin zu fahren. Dann kam eine weitere sehr konkrete Meldung. Es gab eine zeitnahe heiße Spur von Anwohnern. Die Hündin hielt sich in einem Feldgebiet außerhalb des Waldes auf. Wir alle hatten „Puls“. Wichtig war, dass Heike (Sisinias Pflegefrauchen) so nah wie möglich an den Hund herankommen würde um sie ansprechen zu können. Wir wussten nun wo wir suchen mussten. Sehr hilfsbereite Menschen am Straßenrand und weitere Anwohner bestätigten uns den Hund gerade vor 5 Min. bzw. vor 2Min. gesehen zu haben. Die Anspannung war nicht auszuhalten und dann sahen wir sie! sie lief am Rande des Roggenfeldes. Sie war so schnell …und sie rannte Richtung Hauptstraße…Heike rief sie..sie hielt kurz inne….lief ein paar Schritte weiter…ein zweites Rufen und sie erkannte die Stimme und Heike!!!!

 

Muss ich erwähnen, dass wir anderen auf Distanz warteten und diesen Augenblick des Wiederkennens und des Wiedersehens zwischen Heike und Sisinia nicht stören durften? Ein Augenblick, der nur den Beiden gehörte und in dem die Zeit still stand.

 

Dann flossen die Tränen auf allen Seiten! und niemals haben wir einen Hund gesehen, der so unendlich glücklich und erleichtert war, dass dieser Albtraum ein Ende gefunden hat.

 

Sie schien uns anfangs unverletzt, aber mit unzähligen Zecken im Fell. Mittlerweile humpelt sie doch sehr und scheint sich bei ihrer Dacheskapade verletzt zu haben. Der TA diagnostizierte heute eine schwere Beckenprellung, die sich in den Bereich der Lendenwirbelsäule fortsetzt. Welchen psychischen Schaden sie davon getragen hat wird man erst in den nächsten Tagen sehen.

 

Im Einvernehmen mit der Familie kommt Sisinia aus der Vermittlung zurück, denn alle wollen nur das Beste für die Hündin, die auf jeden Fall vorrangig stabilisiert werden muss. Sie wird sich mit Heike und bei Heike erholen und wir glauben, dass Heike ,die Ersthündin „Face“ und Salia (=Sisinia) nicht mehr zu trennen sein werden. Bestimmt schreiben wir bald einen neuen Happy end Text für die Maus.

 

Ausdrücklich bedanken wir uns an dieser Stelle bei allen Menschen, die zu dem glücklichen Ausgang dieser Geschichte beigetragen haben. Wir kennen nicht alle mit Namen. Wir haben aber eine ungeheure Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit erfahren – besonders auch gestern von allen Menschen, die wir im Wald und auf der Straße angesprochen haben. Auch die Adoptivfamilie muss sich von den Strapazen und dem Nervenkrieg erholen und es muss wieder Ruhe einkehren .

 

Wir wünschen insbesondere auch Heike eine gute Erholung, die niemals aufgegeben hätte Salia zu suchen.

 

Wir danken unseren Kollegen, die vor Ort waren :

Alan (Hahn im Korb) und ein guter Stratege,

Elvi, unserer Muntermacherin

Nicole, unserer Unermüdlichen

Jeanette, unserer Fürsorglichen

Silke, unser ruhender Pol und

ich bin Claudia, die Schreiberin

 

Wir danken allen anderen Kollegen, die verhindert waren oder deren Anreise zu weit war, die aber alle feste die Daumen gedrückt haben.

 

Ein Hinweis noch :

Dies ist ausdrücklich keine Anleitung zur „Wiederbeschaffung eines entlaufenen Hundes“!!!

Jede Situation ist anders und jeder Hund ist anders. Es gibt keine Patentlösung.

Vorbeugung ist der beste Ratgeber: Seien sie niemals sicher, dass ihr Hund nicht weglaufen könnte…