WUNDER DAUERN ETWAS LÄNGER – WIE LULÙ IHR ZUHAUSE FAND

Liebe Lulù,

dafür mussten wir zunächst einmal DICH finden. Und das taten wir, als wir vorigen Sommer im Canile Europa waren. Bei mörderischen 40 Grad lagst du seitlings in der Sonne und rangst verzweifelt nach Luft. Jeder Atemzug verursachte ein furchtbares Röcheln, du warst an der Schwelle des Todes. Und niemanden scherte es. Da es an diesem Ort so gut wie unmöglich ist, schnell etwas zu bewegen, mussten wir ein Heidentheater veranstalten, um dein Leben zu retten.

 

Dass du unter einem Megaösophagus leidest, war allgemein bekannt. Es ist eine krankhafte Erweiterung der Speiseröhre, die sich mit Luft füllt. Jedes Mal, wenn du gefressen hast, gelangte so gut wie nichts in deinen Magen, sondern blieb in den Aussackungen der Speiseröhre liegen. Du musstest permanent fast alles unter großen Schmerzen regurgitieren und hast die Nahrung, als weitere Komplikation dieser Erkrankung, auch eingeatmet. Deine Luftröhre und Lunge entzündeten sich mehrfach, schränkten die Lungenfunktion ein, schwächten dein Herz. Du warst nur noch Haut und Knochen. Zu allem Übel konnte sich dein abwehrgeschwächter Körper nicht mehr wehren und so konnte sich eine Leishmaniose bei dir etablieren.

Wir sorgten für eine Akutbehandlung mit Antibiotika und einen separaten Zwinger im Schatten, starteten einen SOS-Aufruf für dich. Dennoch war jede einzelne Mahlzeit im Canile ein potenzielles Todesrisiko. Kurze Zeit später wurde ein Gehege auf HOPE frei und wir brachten dich sofort in unsere Auffangstation.

Dann folgte das erste Wunder: Du bekamst das perfektes Pflegestellenangebot! Deine Pflegemama Jutta war Krankenschwester und mit all deinen Problemen vertraut. Sie umsorgte dich Tag und Nacht, erfand eine Vorrichtung zur Fütterung, bei der deine Speiseröhre in senkrechter Position blieb, so wie es sein muss. Jutta ermutigte dich zu fressen, weil du verständlicherweise Angst vor den Schmerzen und den bisher folgenden Qualen danach hattest.

Zeitgleich baten wir all unsere Unterstützer um Hilfe, um für dich einen sogenannten Bailey-Chair, einen Futterstuhl für Hunde mit Megaösophagus, anschaffen zu können. Da dieser nur in den USA erhältlich ist, wäre dies mit enormen Kosten und Wartezeiten verbunden gewesen. Auch hiesige Schreiner konnten uns nicht helfen, da sie nicht polstern. Also haben wir dich vermessen. Zwei unserer Mitarbeiter verschanzten sich einen ganzen Tag lang mit Materialien und Werkzeugen in der Garage.

Als sie wieder zum Vorschein kamen, präsentierten sie einen perfekten Futterstuhl. Jutta trainierte mit dir, darin zu fressen, was wunderbar klappte. Für die Nacht nähte sie dir einen weichen Ring, so dass deine Speiseröhre auch im Schlaf richtig gelagert war.


Du konntest dich nun also auf dein Leben konzentrieren. Wir hörten begeistert, dass du Spaziergänge und Autofahren liebst, dich immer an Jutta orientierst und sehr sozial mit deinen Artgenossen umgehst. Was für eine Freude!

Natürlich war dein Megaösophagus nicht weg, aber mit einigen Medikamenten und dem Futterstuhl alles unter Kontrolle. Dein Fell wurde weich und glänzend, du nahmst endlich zu und erreichtest Normalgewicht.

 

Und dann kam das zweite Wunder! Du bist jemandem aufgefallen, den deine gesundheitlichen Baustellen nicht abschreckten. Sie wollte dich – und nur dich! Es wurden viele Gespräche geführt, Überlegungen angestellt. Dann besuchte dich dein künftiges Frauchen auf der Pflegestelle und verbrachte ein Wochenende mit dir. Ja, du warst ihr Hund!

Am 25.07. bist du in dein neues Zuhause gereist, hast sofort den riesigen Garten erkundet und deinen neuen Hundekumpel kennengelernt. Als er dir mal zu zudringlich wurde, hast du ihn kräftig angebellt. Wir wussten bis dato gar nicht, dass du überhaupt bellen kannst ;-)

 

Natürlich war die erste Nacht etwas strubbelig und niemand schlief wirklich. Aber das ist ja kein Wunder, weil du so lange bei deiner Pflegemama warst und etwas Heimweh hattest. Doch schon am nächsten Tag erlebtest du alles, was dir wichtig ist: Autofahren, andere große Hunde kennenlernen, spazieren gehen, viele Menschen um dich herum und dann wieder mit dem Auto ins neue Heim. Dort angekommen, hast du freundlich wedelnd deinen neuen Hundefreund begrüßt. Anscheinend weißt du jetzt, dass du dort wohnst.

Deine Menschen lieben dich über alles, du wirst wie bisher umsorgt und verwöhnt.

 

Liebe Lulù, wir freuen uns so sehr für dich! Uns allen und auch deiner Familie ist bewusst, dass deine Gesundheit fragil ist, dass du gleich 2 ernsthafte Erkrankungen in Schach halten musst. Deshalb genieße jeden Tag, jede Stunde. Und lebe. Um alles andere kümmern sich deine Leute.

 

Wir wünschen dir den Himmel auf Erden du hübsches Mädchen! Lass bald von dir hören, ja?

Auch deiner Pflegemama Jutta möchten wir noch einmal von Herzen danken, dass sie so beharrlich für dein Happy End gekämpft hat.