Musetta – aus einer Vernunftbeziehung wurde eine Liebesbeziehung

Musetta kam im Februar 2019 als Pflegehund zu uns. Sie kam aus einer Vermittlung zurück, denn es hatte einen Todesfall in der Familie gegeben. Die Ehefrau hätte damals zwei große Herdenschutzhunde versorgen müssen und war dazu nicht in der Lage. So kam die Maremmano-Hündin als Notfall zu uns. Es sollte unsere erste intensivere Auseinandersetzung mit dem Charakter eines Herdenschutzhundes werden. Zunächst aber war sie nicht ansprechbar. Sie positionierte sich im Flur zwischen Haustür und Kellertreppe und war dort nicht weg zu bewegen. Das Problem war nur, dass wir nicht an ihr vorbei gehen konnten ohne, dass sie uns anknurrte oder sogar nach meinem Sohn schnappte. Anleinen und spazieren gehen war jedoch nie ein Thema. Gleichwohl war sie aber auch draußen nicht an uns interessiert. Sie machte so ihr Ding….

 

Nach einiger Zeit wurde es ihr dann doch im Flur zu ungemütlich und sie hatte sich einen Platz im Wohnzimmer erobert. Herdenschutzhundtypisch konnte sie von dort den Garten und die Terrasse beobachten. Mein Sohn konnte sich mittlerweile auf 1,50 m nähern aber auch nicht weiter: massives Bellen und Drohen hielt ihn auch davon ab. So hatten wir ein Kaffee trinken bei 8 Grad auf der Terrasse, da sie unsere Besucher mit ihren Hunden nicht durch die Terrassentür ins Haus lassen wollte ….

 

Nein, diesen Hund würden wir nicht behalten!!!! Aber so war sie auch nicht vermittelbar. Also blieb sie. In kleinen Schritten ging es voran. Draußen war sie dabei viel entspannter und lief schon längst an der Schleppleine hinter unseren anderen Hunden her. Ihren Platz im Wohnzimmer hat sie fast 1 Jahr lang nicht geräumt. Wir ließen es dabei – nur wenn der Staubsauger auftauchte, verließ sie ihren Teppich und flüchtete auf die Terrasse. Mittlerweile legt sie sich auch mittig in den Raum. Es gibt aber immer noch Zimmer, die sie nicht betritt. Damit können wir klarkommen.

 

Nach und nach hat sie Vertrauen zu uns und den anderen Hunden gefasst. Bellt uns schon lange nicht mehr an, genießt es gekrault zu werden, lässt sich überall anfassen, Besucher dürfen kommen und gehen, Gasthunde sind kein Problem mehr. Sie hat sogar Kontakt mit anderen Hunden auf der Gassi-Runde aufgenommen und hat beste Freunde für sich definiert, denen sie fröhlich entgegenspringt. Sie kann richtig albern werden. Dabei ist sie immer verträglich mit unseren drei weiteren Hunden; ist z.B. niemals futterneidisch. Ihre Entwicklung in 18 Monaten ist gigantisch und wir freuen uns sehr zu dieser Entwicklung beigetragen zu haben. Sie ist heute ein komplett anderer Hund geworden. Auf uns wirkt sie jetzt glücklich und frei von Ängsten oder Zwängen. Wenn sie dennoch unsicher ist, wartet sie auf ein Signal von mir und alles ist gut für sie. Mit ihrem Charme wickelt sie uns gänzlich ein - auch weil sie doch noch so manches Mal so unbeholfen ist.

 

Tatsächlich haben wir uns längst in sie verliebt. Wir haben uns ihr Vertrauen Schritt für Schritt erarbeitet und wir können und wollen sie nicht enttäuschen. Wir möchten Sie nicht mehr missen und deshalb bleibt sie für immer bei uns. Es steckt noch viel Potential in diesem Hund .Wir sind gespannt wo die Reise noch hingeht….

 

Dieser Happy End Text soll Mut machen! Tierschutzhunde sind nicht immer einfach. Sie haben „nichts“ oder „zu viel“ erlebt. Es lohnt sich diese besonderen Hunde nicht aufzugeben – auch, wenn es dauern kann. Oft sind es gerade die schwierigen Begegnungen im Leben, die unvergesslich bleiben.

 

Musetta kam mit dem Namen „Bella“ zu uns und wir haben diesen Namen behalten. Auch optisch ist sie noch schöner geworden und wird damit ihrem Namen gerecht.

(es gibt aber auch die Schreibweise „Beller“, denn sie ist die beste Alarmanlage und ihr Gebell ist nicht zu überhören 😉.)

 

Bella lebt also weiterhin mit Joschi, Lina und Faruk im schönen Münsterland!