DER MAREMMANO - souveräner König der Herden

Er döst auf einem Hügel nahe der Weide, von wo aus er die Schafe und die kürzlich geborenen Lämmer gut im Blick hat. Seine Partnerin liegt ebenfalls an einem strategisch gewählten Platz und sichert die Flanken. Der Schäfer ruht abseits unter einem schattigen Baum. Die beiden Hunde tauschen kurz einen Blick - alles in Ordnung.

Plötzlich ein Rascheln, etwas bewegt sich hinter einem Gebüsch. Der Rüde springt blitzschnell auf und läuft in fließenden, federnden Bewegungen in diese Richtung, positioniert sich genau zwischen Herde und Buschwerk. Aus dem Augenwinkel registriert er, dass die Hündin zeitgleich die Muttertiere und Lämmer sichert. Der Rüde knurrt bedrohlich, stellt Nackenhaare und Rute auf, verkündet imposant bellend seinen territorialen Anspruch. Die Hündin am anderen Ende verhält sich ebenbürtig. Sie sind ein eingespieltes Team.

Ihre Weide, ihre Lämmer, ihre Schützlinge, ihr Areal. Sie werden ihr Territorium und jedes Lebewesen, das unter ihrem Schutz steht, kompromisslos und ohne Furcht verteidigen. Fremde und Fremdes werden sehr kritisch betrachtet und ausnahmslos verscheucht, wenn die Hunde dies als potentielle Gefahr einschätzen. Notfalls wird der Rüde die Verfolgung aufnehmen, während die Hündin weiter wacht. Sie lassen ihre Schützlinge niemals ohne Aufsicht zurück.

Ihre Regeln darf niemand brechen, außer... Es raschelt erneut und die Frau des Schäfers kommt mit ihrem kleinen Kind auf dem Arm den Pfad herauf. Sie bringt Brot und Käse für ihren Mann. Die Hunde schalten sofort um und begrüßen freundlich wedelnd die Familienangehörigen, lassen sich streicheln. Dann ziehen sie sich wieder verantwortungsbewusst auf ihre Posten zurück.

 

Dieses Szenario könnte sich sowohl vor 200 Jahren als auch gestern abgespielt haben.

Es zeigt das vergangene und auch gegenwärtige Leben und Wirken dieses außergewöhnlichen Hundes. Seinen eigentlichen Daseinszweck, seine genetisch fest verankerte Aufgabe:

Das Bewachen.

Es sind Herdenschutzhunde. Urtümlich, unbestechlich, ohne die Last "verschönernder" Zuchtmerkmale oder Erbkrankheiten. Sie agieren selbstbestimmt, brauchen für ihre Arbeit keine Anweisung des Schäfers.

 

Bildschöne Hunde, großrahmig, doch dabei majestätisch und von unbeschreiblicher Eleganz. Kluge, dunkle Mandelaugen, weißes, seidig fließendes, üppiges Fell, schwungvoller, ausladender Gang. Taktil in der Bewachung, blitzschnell im Reaktionsvermögen. Wer jemals einen Maremmano bei der Arbeit erlebt hat, wird das nie vergessen.